…Mal abgesehen von der Frage, was dieser Finkenschlag nun ist – ständig mutierende Kreativzelle? Mäanderndes Schwarmchaos? Mischung aus Stadtteiltreff, Performerrefugium und Sozialraumgenerator? – kann man das aus der Peripherie zurück auf die Bühne des Stadttheaters tragen? Die Antwort ist nein, aber gemacht wurde es trotzdem und geklappt hat es auch. Die Hinterbühne des Großen Hauses wurde zur jahrmarktähnlichen parallelen Reinszenierung der vielen Verwandlungsstufen des Finkenschlags. Auf der Drehbühne wurde der Grundriss nachgebaut, samt Artist-in-Residence-Bett und Show-Küche, die das Publikum auch bekochte. Auf der übrigen Hinterbühne konnte man an weiteren Spielstätten vorbeiflanieren, in denen die verschiedenen im Original ausprobierten Formate angeboten wurden. Auch der Kiosk, an dem man mangels Schanklizenz im Finkenschlag sein Bier holen musste, wurde samt seinem Betreiber auf die Bühne geholt…
Jürgen Reus, Nachtkritik